Betrifft
DNN, 26.10.2011.
Wir lieben Dresden: Pieschen-Süd, Kaditz, Mickten, Übigau
Es ist schon ein gewagtes Unterfangen, vier derart unterschiedliche Stadtteile,
wie die o. g. über einen "Kamm scheren" zu wollen. Das
kann eigentlich nur schiefgehen. Und das das ist dann auch! Nicht, das
das was da in der DNN vom 26.10.2011 auf Seite 15 zu lesen war, grundsätzlich
falsch wäre, aber es wurden eigentlich nur die immer wiederkehrenden
Sterotype wiederholt. Anderseits hat man aber um die wirklichen Probleme
einen Bogen gemacht. Na gut, das "Sachsenbad" wurde wenigstens
genannt, aber das war es dann auch schon! Das der eigentliche Skandal
darin besteht, das es vor fast 20 Jahren ohne Not geschlossen wurde, denn
eine akute bauliche Gefährung war zu der Zeit - im Unterschied zu
heute - nicht vorhanden, davon kein Wort. Es geht mal wieder nur ums Geld,
Geld für die Sanierung - eines inzwischen zur Ruine verkommenen -
Gebäudes, und Geld für den späteren Betrieb. Denn der "rechnet"
sich natürlich nicht, wie sich auch keine anderes Bad "rechnet".
Das das Sachsenbad aber auch ein Baudenkmal ist und auch ein gutes Stück
Lebensqualität für Pieschen darstellen könnte, spielt kaum
eine Rolle.
Aber es gibt ja noch weitere Probleme, z. B. die Gesamtschule, die gegen
den Willen von Lehrern, Eltern und Schülern geschlossen werden soll.
Was dann schon die zweite Schließung wäre, denn vorher war
es mit der Mittelschule am gleichen Standort nicht anders.
Und um die Oschatzer Straße steht es auch nicht zum Besten! Wurde
sie im Rahmen der Stadterneuerung in Pieschen in den 1990er Jahren für
viel (Steuer-)Geld saniert, bietet sie heute einen eher glücklosen
Anblick. Viele Geschäfte stehen leer oder werden nach einem kurzen
Intermezzo wieder geschlossen. Die Konkurenz der naheliegenden Kaufparks,
Einkaufscentren und anderer Shoppingparadiese ist allgegenwärtig
und lässt den Händlern kaum Spielräume.
Anderseits ist die Kaufkraft für weitere "Edelboutiquen"
und "Spezialitätengeschäfte", zu den bereits bestehenden,
nicht vorhanden.
Aber es droht ja bereits weitere Ungemach. Ein neuer Einkaufspark am alten
Leipziger Bahnhof, nur vier Straßenbahnhaltestellen entfernt und
mit vielen Parkplätzen, ist schon geplant. Da wird es dann noch enger
für die "Oschatzer".
Übrigens, eine Anmerkung sei an dieser Stelle doch erlaubt, die Eisenberger
Straße gehört zwar zum Ortsamtsbereich Pieschen, aber nicht
zum Stadtteil. Der hieß früher Neudorf, begann an der heutigen
Oschatzer Straße, wurde in den 1860er Jahren bereits nach Dresden
eingemeindet und ist seitdem aus dem öffentlichen Bewusstsein fast
völlig verschwunden. Es ist dem ehemaligen Neudorfer Lehrer Rudi
Eichner zu verdanken, der mit seinen beiden Büchern zur Geschichte
der Schule und des Stadtteils auf die Bedeutung diese Stadtteils hingewiesen
hat. Es wäre schön gewesen, wenn dies an der Stelle erwähnt
worden wäre.
Doch auf der genannten Seite sollte es ja nicht nur um Pieschen gehen
- warum man auch hier die rein statistische Trennung in Süd und Nord
übernimmt, bleibt im übrigen völlig unklar - sondern auch
von Kaditz, Mickten und Übigau sollte der geneigte Leser der DNN
etwas erfahren. Doch die werden nur mal ganz am Rande erwähnt. Und
von deren Problemen liest man nichts. Da kann man ja fast glauben, das
es diese nicht gibt. Dem ist aber mitnichten so!
Eines dieser Problem hängt z. B. mit der - am Rande erwähnten
- Flutrinne zusammen. Das die Flut im Jahre 2002 in den Stadtteilen verheerende
Schäden angerichtet hat, ist unbestritten. Das es Maßnahmen
geben muss, dies zukünftig zu verhindern oder zumindest einzuschränken,
ist ebenso verständlich. Doch wie diese Flutschutzmaßnahmen
aussehen, darüber gab und gibt es durchaus unterschiedliche Auffassungen.
Das dabei auch vor dem Fällen großer, gesunder Bäume -
gegen den Willen der Anwohner - nicht zurückgeschreckt wurde, sollte
schon eine Erwähnung wert sein.
Und da Dreden gerade Schulnetzpläne entwirft und über Umnutzungen
und Neubauten diskutiert wird, sei auch dazu noch eine Anmerkung erlaubt.
Die Übigauer Schule - ein respektabler Bau aus den 1930er Jahren,
zu DDR-Zeiten noch einmal aufwändig saniert - zum Schluss nur noch
als Grundschule genutzt, wurde 2000 gegen die Proteste von Lehrern und
Eltern geschlossen, stand rund zehn Jahre leer und wurde noch im letzten
Jahr! verkauft. Nun soll dort eine - sicher sehr schöne - Seniorenresidenz
werden. Dafür plant man beim schon erwähnten Sachsenbad den
Umbau zur Schule!
Schließlich sei auch noch auf ein trauriges Kapitel in Übigau
hingewiesen. Das Schloss, einziges Bauwerk von überregionaler Bedeutung
im Ortsamtsbereich Pieschen, dümpelt weiter vor sich hin, ist dem
Verfall preisgegeben und eine Sanierung soweit entfernt, wie der Mond
von der Erde.
Es wäre doch an dieser Stelle interessant gewesen, zu erfahren, was
die vielgepriesene Eigentümerin und der ominöse Förderverein
vorhaben. Der Bockwurststand im Park kann wohl nicht die Rettung für
das Schloss sein!
Von all den genannten Problemen war auf der DNN-Seite leider nichts zu
lesen, stattdessen ein PR-Beitrag unter der Rubrik positives Image. Schade!
Leserbrief des Presse- und PR-Büro Naumann, Dresden-Pieschen,
26.10.2011 |